Mit einem bepackten Fahrrad auf einem holprigen und schlammigem Wirtschaftsweg am Mittellandkanal irgendwo zwischen Orten wie Bramsche und Bad Essen, Schneeregen, 5°C, die Sonne schon ein paar Tage nicht so richtig gesehen und plötzlich fragt man sich: Warum bin ich hier heute eigentlich unterwegs??? Und das auch noch im April. 

Stimmt, da war ja etwas. Die Schokolade…..

Mehr dazu und unseren Beweggründen könnt ihr im folgenden Bericht lesen.

"Für leckere Schokolade fahren wir schon mal quer durch Deutschland…"

Andy und Elisabeth

Die Schokofahrt ist eine dezentral organisierte Initiative um Schokolade emissionsfrei von Amsterdam in verschiedene Städte in Deutschland und damit zu den Schokoladengenießern zu bringen. Das besondere an der Schokolade ist, dass sie aus Kakao hergestellt wird, der emissionsfrei über den Atlantik transportiert wurde. Mit Hilfe des Segelschiffs „Tres Hombres“ wird der Kakao aus der Dominikanischen Republik mit Windkraft nach Amsterdam gebracht. Dort wird er mithilfe von Solarenergie in der Manufaktur der Chocolatemakers zu feinster Schokolade verarbeitet. Da Elisabeth, Felix und mich die Idee der nachhaltigen Herstellung und Transport von Schokolade sehr begeistert, hatten wir beschlossen an dieser Fahrradtour teilzunehmen.

Wir packten also unsere Fahrräder und stiegen in den Zug nach Haren an der Ems. Denn aufgrund der Coronapandemie ist aktuell keine Reise in die Niederlande ohne nachfolgende Quarantäne möglich. Die Schokolade wurde also per Elektrotransporter an die holländisch-deutsche-Grenze transportiert. Dort haben wir die 44 kg Schokolade für Dresden dann am 03.04. entgegengenommen und tetrismäßig auf Fahrradtaschen und Anhänger verteilt. Felix wollte keine Zeit verlieren, da er eine kurze und sportliche Variante der Tour bevorzugte. Er brach also direkt am Samstagabend auf, um möglichst vor der angekündigten Schlechtwetterphase wieder in der Heimat zu sein. 

Easy…

Elisabeth und ich ließen es ruhiger angehen und zelteten die erste Nacht im Garten der Familie, die unsere Schokolade zwischengelagert hatte. Am nächsten Morgen startete dann unsere Tour ganz gemütlich an der Ems entlang. Das Wetter war gut und die Radwege, ähnlich wie in den Niederlanden, gut durch das Knotenpunktsystem ausgeschildert. Rückenwind half uns die doch recht beachtliche Beladung zügig voranzubringen. Doch schon am Abend des zweiten Tages zog Regen und Wind auf und wir suchten eine überdachte Sitzgruppe zur Übernachtung auf. Die folgenden Tage machten dem April alle Ehre und wir erlebten verschiedenste Wetterkonstellationen. Zumindest mussten wir uns keine Gedanken über Hitzeschäden bei der Schokolade machen. Wir folgten zuerst der Ems, dann dem Mittellandkanal in Richtung Osten. Unsere kleinen Highlights waren der tägliche Cappuccino, süße Leckereien vom Bäcker und natürlich die schönen Landschaften entlang der Flüsse.

Die Kältewelle brach nicht ab und hüllte unsere Räder und Ausrüstung eines Nacht in eisigen Schnee. So waren wir sehr dankbar, dass wir die nächste Nacht dank unseres Dienstauftrages in einem Hotel verbringen durften. Ein warmes und trockenes Bett hat schon seine unschlagbaren Vorzüge. Wir groovten uns langsam ein und fanden einen entspannten Rhythmus zwischen Zeltabbau, Frühstück, Cappuccino, Radfahren, Natur genießen, Proviant versorgen, Abendessen zubereiten, Nachtlager aufbauen und schließlich wohlverdient ins Schlummerland abtauchen.

Nach all diesen klimatischen Herausforderungen konnten uns auch querliegende Baumstämme oder Baustellen nicht mehr aufhalten, wir waren entschlossen die Schokolade mit eigener Kraft nach Hause zu bringen. Wir erreichten bei Magdeburg die Elbe und ab Schönebeck begleitete uns ein Freund aus Dresden die nächsten Kilometer. Er hatte nicht nur gute Laune sondern auch schönes Wetter im Gepäck. So verflogen die letzten Tage unserer Tour nur so und die Anstrengungen waren schnell vergessen.

Was für uns von der Schokofahrt hängen bleibt?

  • der emissionsfreie Transport von Schokolade scheint zwar im ersten Moment eine verrückte Idee, aber mit genügend Idealismus und Tatendrang ist er durchaus umsetzbar und vielleicht sogar für die Zukunft wegweisend
  • mit dem Fahrrad kann man trotz Corona schöne Touren unternehmen
  • auch bei herausforderndem Wetter macht Radreisen Spaß, man erfreut sich viel mehr an kleinen Dingen, die den Tag positiv gestalten
  • die Velohelden haben die Beanspruchung durch Anhänger und Gepäck locker weggesteckt, wir hatten keinerlei Probleme mit den Rädern und der restlichen Ausrüstung

zurückgelegte Strecke

Tage im Sattel

Platte Reifen

Schokoladenverbrauch

P.S.: Eine kleine Kostprobe der leckeren Schokolade finden alle zukünftigen Velohelden in Ihrem Beipack zum neuen Rad oder Rahmen…