Der Dresdner Fotograf Thomas Schlorke ist Radfahrer aus Leidenschaft. Auf dem Rad bringt er seine beiden Passionen zusammen. Dabei dokumentiert er seine Fahrten meist mit beeindruckenden Bildern. So ist er vielen radbegeisterten Menschen dank dieser dynamischen Fahrrad- und Tourenbilder ein Begriff.

Zuletzt war Thomas mit seinem veloheld.iconX auf der Strade Bianche in Italien unterwegs. Für Euch hat der Berufsfotograf hier die besten Tipps für gelungene Fahrrad-Fotos gesammelt und aufgeschrieben. Neben Technik und Ausrüstung spielen nämlich auch das Storytelling und die kleinen Details drumherum eine entscheidende Rolle!

Wir sagen nicht, dass Ihr nach diesem Artikel fotografieren könnt wie Thomas Schlorke, aber vielleicht nehmt Ihr ja den ein oder anderen Tipp für Euch mit und seht Euer Rad ab jetzt mit anderen Augen. Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren!


Wie kann ich meine Rad-Fotografie verbessern?

Bevor es losgeht stell Dir zuerst die Frage, was fotografiert werden soll. Möchtest Du eine Geschichte erzählen oder nur ein spannendes Einzelmotiv einfangen? Welche Technik verwendest Du? Nimmst Du das Foto mit Smartphone auf oder hast Du eine Kamera dabei?
Wenn Du eine Kamera verwendest, muss der Kamerazugriff praktikabel sein. Alternativ macht es natürlich auch das Smartphone im Trikot.
Wenn Du die Frosch- oder Vogelperspektive während der Fahrt realisieren möchtest, übe das am besten vorher.

Bei Bildern vom Rad ist die Umgebung und die Perspektive entscheidend. Such Dir eine schöne Umgebung, platziere Dein Rad darin und überlege Dir, welche Perspektive Du einnehmen möchtest. Macros und Details sind spannende Motive!

Am Ende kannst Du mit Bildbearbeitung das Maximum aus Deinen Bildern rausholen. Für das Feeling und die Bildsprache ist dann letztlich nur noch wichtig einzutauchen und voll im Moment zu sein.

Tipp 1: Das Rad richtig hinstellen und fotografieren

Um alle Details zu sehen, ist ein geputztes Rad natürlich optimal (es muss aber nicht immer sauber sein!). Beim Hinstellen sollte die Antriebsseite der Kamera zugewandt sein. Das ist die “Schokoladenseite”, da Du so natürlich auch Deine fetzige Schaltgruppe präsentieren kannst.
Achtung, Nerd-Regeln für Detailverliebte: Besonders schön kommen alle Teile zur Geltung, wenn Du vorn aufs große Kettenblatt und hinten auf das kleinste Ritzel wechselst. Und die Ventile sollten vorn und hinten an dieselbe Stelle gedreht sein.

Ein Stock kann als Hilfsmittel zum Aufstellen und Stabilisieren des Rades genommen werden. Aber Vorsicht! Nicht, dass das Rad umfällt! Alternativ kann das Bike irgendwo angelehnt werden.

Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der Hintergrund nicht zu unruhig ist, also keine Sträucher oder zu unregelmäßige Strukturen vom Rad ablenken. Schließlich geht es bei dem Bild vorrangig ums Fahrrad!

Regelmäßige Strukturen hingegen gehen total klar, wie zum Beispiel eine Backsteinwand, wenn die Farbe Deines Rades damit harmoniert. Ein Beispiel: Ein rotes Rad vor roter Backsteinwand ist eher schwierig, ein grüner Rahmen dagegen funktioniert super.

Wenn das Rad frei steht, eignet sich eine Landschaft im Hintergrund oder eine Flucht (Der Klassiker: ein Weg oder eine Straße). Der Fluchtpunkt kann dabei präzise im Rahmendreieck, darunter oder darüber positioniert werden.

Achte darauf, dass das Rad senkrecht steht und nicht schräg irgendwo anlehnt. Senkrecht sieht es perspektivisch einfach schöner aus.

Tipp 2: Abwechslung & Story

Jetzt geht es ans Storytelling! Dabei ist Abwechslung und nicht immer das gleiche Motiv zu fotografieren das A&O.
Eine Mischung aus Fahrbildern und Totalen sowie Details & CloseUps am Rad sorgen für Dynamik.

Für die Erzähldramaturgie sind auch die Fahrpausen interessant. Pausenporträts und die richtige Inszenierung des Rades vor einem schönen Hintergrund (siehe Punkt 1) sorgen für eine Erzählstruktur.

Wenn Du unterwegs aufmerksam bist und nach schönen Perspektiven Ausschau hältst, behalte immer Symmetrie & Minimalismus im Hinterkopf.

So kann etwas Nebensächliches am Wegesrand Dir dabei helfen, aufmerksam zu bleiben. Vielleicht ist das Banale, was Du im Vorbeifahren entdeckst ein Grund für Dich, anzuhalten und genau diesen Moment einzufangen.

Ob großer Bikepackingtrip oder Feierabendrunde: Eigentlich kannst Du von jeder Tour eine spannende Bilderserie anfertigen. Skurriles, für dass es sich anzuhalten lohnt und was dann letztlich in Erinnerung bleibt, findet sich überall!

Tipp 3: Umgang mit Licht

Egal, welches Wetter oder welche Tageszeit, es findet sich immer eine Möglichkeit, ein Motiv oder eine Landschaft ansprechend abzubilden. Mit etwas Übung schaffst Du es, auch anspruchsvolle Lichtstimmungen zu meistern.

Bei Gegenlicht und Nebelsituationen kannst Du mit den Kamerafunktionen das Bild überbelichten. So wird es nicht zu dunkel.

In dichtem, dunklen Wald kannst du das Bild etwas unterbelichten, damit es nicht zu hell wird und die Stimmung optimal eingefangen wird.

Am einfachsten machst Du es dir natürlich, wenn Du zu Tageszeiten fährst, an denen das Licht besonders schön ist. Die Morgen- und Abendstunden eignen sich meist an sonnigen Tagen am besten. Lange Schatten und tiefer stehende Sonne machen die Bilder kontrastreicher.

An grauen oder regnerischen Tagen kann man die tristen Lichtstimmungen und kontrastlosen Landschaften für etwas melancholischere und minimalistischere Motive nutzen.

Tipp 4: Bildkomposition & Perspektivwechsel in der Fahrradfotografie

Um den Bildern eine Dynamik zu geben, ist der Einsatz von Frosch- oder Vogelperspektive hilfreich.

Landschaften und Radfahrer fängst Du perfekt ein, wenn Du Dir für Dein Motiv einen erhöhten Standpunkt suchst.

Überlege wie, Du die Verteilung von Himmel und Bereichen unter dem Horizont gestaltest. Dabei ist es hilfreich, auf den goldenen Schnitt zu achten.
Bei Porträts ist es von Vorteil, wenn Du Dich auf Augenhöhe begibst und mit Elementen im Vordergrund arbeitest. So gibst Du den Bildern Tiefe.

Tipp 5: Kameraeinstellungen

Für Bewegungsunschärfe werden längere Belichtungszeiten gewählt. Kürzere Belichtungszeiten sind Deine bevorzugte Wahl, um während der Fahrt scharfe Bilder hinzubekommen.

Sky is the Limit: Um Himmel besser abbilden zu können, ist eine Unterbelichtung hilfreich.

Wenn die Bilder etwas zu dunkel sind, können sie in der Bildbearbeitung wieder aufgehellt werden. So ist die Struktur des Himmels gerettet und wirkt nicht überstrahlt und weiß.

Wenn Du selbst oder die zu fotografierenden Objekte in Bewegung sind, belasse den Weißabgleich auf AUTOMATISCH, aktiviere gegebenenfalls die Serienbildfunktion.

Um Bewegung einzufrieren, wählst Du einen Wert ab 1/200s und schneller (1/250s, 1/400s etc).
Werte für die Belichtungszeit zur Orientierung:
  • Spaziergänger ca. 1/125 s
  • Jogger ca. 1/250 s
  • Radfahrer im Vorbeifahren 1/350 s oder kürzer
  • Beim Selbstfahren ist ein Wert von 1/250 s ganz gut

Tipp 6: Den Moment nicht verpassen / Die Kamera im Schnellzugriff

Wenn Dir das Rumfummeln in der Trikottasche auf dem Rücken zu umständlich ist, solltest Du Deine Kamera oder Dein Smartphone im Schnellzugriff haben. Dafür gibt es mittlerweile passende Taschen und Gurte. Wenn Du wirklich viel fotografieren möchtest ohne ständig anhalten zu müssen, ist dieser Tipp für Dich interessant.

Perfekte Taschen für große Mobiltelefone oder Kompaktkameras wie die Fujifilm XF10 sind z.B. die RESTRAP Cockpit Bags oder die Apidura Taschen für das Cockpit. Was sich auch eignet sind spezielle Kameragurte, mit der die Cam beim Fahren auf dem Rücken gehalten wird.

Die Taschen sind wasserfest und verschließbar. Die Kamera oder das Smartphone sind auch in ruppigem Gelände und bei jedem Wetter darin gut aufgehoben.
Extratipp: Einhändig fahren und dabei fotografieren will geübt sein und ist gefährlich. Fotografiere am Anfang beim Fahren lieber nur auf Geraden und in gut einsehbarem Gelände.

Tipp 7: Kameratechnik

Mittlerweile eignet sich jedes Smartphone für gute Bilder von unterwegs.
Dennoch haben Actioncams wie GoPro-Modelle oder die vergleichbare DJI OsmoAction, sowie leichte aber etwas teurere Kompaktkameras (wie Fujifilm XF10, Sony RX100, Ricoh Gr III) ihre Daseinsberechtigung.

Durch ihre bestechende Bildqualität und Geschwindigkeit sind sie manchmal besser geeignet, um unterwegs Momente abzulichten.
Mit dieser Art von Kamera holst Du das Maximum an Bildqualität raus.

Die Kameras haben in der Regel alle Smartphone-Konnektivität – man kann also auch direkt vor Ort auf das Bildmaterial zugreifen!

Tipp 8: Bildbearbeitung

Die Frage aller Fragen: Wie bearbeite ich einen ganzen Bildersatz und gebe den Bildern einen schönen Look?

Bildbearbeitung ist in aktuellen Smartphones direkt in den betriebseigenen Fotoprogrammen mittlerweile echt easy geworden.

Mehr Look lässt sich aber durch einfache Tools wie Pixlr, Snapseed oder umfangreichere Apps wie Photoshop Express erzeugen. Die App VSCO bietet zusätzlich noch die Funktion, das spezielle Erscheinen eines bearbeiteten Bildes ganz einfach auf einen ganzen Bildersatz anzuwenden. Somit kann man in wenigen Minuten allen Bildern einer Serie den gleichen Stil verpassen.

Natürlich kannst Du die Bilder auch über spezielle Programme in Deinem PC, wie Adobe Lightroom oder Photoshop bearbeiten. Der Vorteil gegenüber dem Handy ist natürlich der größere Monitor und die meist umfangreicheren Bearbeitungsmöglichkeiten, in denen man sich aber auch leicht “verlieren” kann.


So, das sind Thomas’ Tipps für gelungene Fahrrad-Fotos und Bildaufnahmen von unterwegs.

Schreibt doch Eure ultimativen Radfahr-Foto-Tipps gerne für alle Mitlesenden in die Kommentare!

Wir hoffen, Ihr konntet in diesem Beitrag Inspiration für neue Motive finden. Und wenn Ihr die Tipps in freier Wildbahn anwendet, freuen wir uns natürlich, wenn Ihr uns auf Instagram in Euren Bildern taggt. Viel Spaß beim Fotografieren eurer Räder!